Begegnungen, Impressionen

Zur Belohnung ein Gummibärchen

Heute früh bekam ich eine SMS von meiner guten Freundin. Ich schreibe „gute Freundin“, denn sie ist nicht nur eine Person, die ich sehr schätze und die mir nahe steht, sondern ist im im reinen Wortsinn ein gute Freundin. Eine Bilderbuchfreundin, wie aus Astrid Lindgrens Feder entsprungen, sie schickt mir Briefe und Postkarten, fügt lustige Tattoos für die Kinder bei, stellt mir etwas zu Essen aufs Fensterbrett (weil sie weiß, wenn es mir nicht gut geht und sie auch weiß, dass ich dann meine Ruhe brauche), schenkt MIR zum Geburtstag meiner Tochter ein Buch, feiert die schönsten Geburtstagsfeiern, bei denen sie all ihre Freunde verwöhnen lässt. 

Impressionen

Nachteule

Wie lange gilt diese Ausgangssperre nun schon? Eine Woche? Zwei? Oder nur drei Tage? 

Ich habe mich jedenfalls schon dran gewöhnt. Ich habe mich nicht nur dran gewöhnt, nein, ich habe mich gut damit arrangiert, ich fühle mich wohl damit, mir tut die Struktur, die sie meinem Leben – unseren Familienleben – aufzwingt erstaunlich gut. Kein Gefühl, irgendetwas zu verpassen. Der Mann ist pünktlich zu Hause. Keine blöden Überraschungen mehr. 

Und ich erschrecke mich über meine Gedanken. 

Begegnungen

Suppentheater

Ein bisschen erinnert uns diese Idee an den Adventskoffer, den wir in diesem Jahr in unserer Gemeinde täglich weitergereicht haben. Darin waren Maria, Josef, ein Esel und ein Reisetagebuch. Heiligabend kam dann der Koffer im Pfarrhaus an. Am 2. Weihnachtsfeiertag  standen  der Koffer und das Reisetagebuch im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Es war ein riesiger Schatz – wir haben viel über die Gedanken der verschiedenen Menschen aus dem Reisetagebuch erfahren.

Begegnungen

Déja vu – ein Jahr später

Neulich schickte mir mein Vater einen Link. Er habe sich lange mit seiner Schwester unterhalten. Sie seien beide entsetzt, dass Bill Gates die Erde durch Impfungen gegen das Coronavirus entvölkern wolle. Angefügt ein Artikel (oh, ich sehe gerade, er wurde mittlerweile auf der „Nachrichtenseite“ gelöscht), Überschrift in Großbuchstaben, dekoriert mit zig Ausrufezeichen – vortreffliche journalistische Qualitätsware also… Ich quälte mich durch die ersten Zeilen. Bill Gates habe in seinem TED-Talk 2010 schon verkündet, er wolle die Zahl der Menschen auf der Welt dezimieren. Uff. 

Erinnerungen

Die Salzprinzessin

Am Anfang kam ich mir immer vor, als wäre ich in einer riesigen Inzenierung des Märchens: „Des Kaisers neue Kleider“ und jeden Augenblick wache ich auf…
Das ich damit nicht alleine bin, hat mich vor kurzem etwas erleichtert (danke Natja Uhl!), frei nach Karl Valentin: „Wo alle das gleiche denken, wird nicht viel gedacht.“ Man lernt manche Menschen in der Kriese noch einmal ganz neu kennen und nicht nur das, auch die Sicht auf unser Land hat sich verändert.

Begegnungen

Ich lieb’dich, Mama

Eben zitierte mich mein dreijähriges Kind in unerbittlichstem Militärton zu sich. Es müsse „kacken“. Wir eilten zur Toilette. Als es auf dem Töpfchen saß und schwer mit der vor ihm liegenden Aufgabe beschäftigt war, sah es mich halb flehend, halb verliebt an und sagte „Ich lieb’dich, Mama“. 

Irgendwie eine schöne Allegorie für diese Zeit. Auch wenn alles scheiße ist, halten wir zusammen. So, oder irgendetwas ähnlich pathetisches. 

Begegnungen, Impressionen

Am Morgen danach

„Cortison hilft jetzt gar nix mehr…“,

sagte grade ein liebster Liebhaber Freund zu mir.

Und dabei sieht er nicht nur schön aus und wir tun uns, in der meisten Zeit unseres Zusammenseins gut. Aber es gibt neuerdings Zeiten des anders Denkens…dann versuchen wir den Dialog coronafrei zu halten, ein wirkliches Gespräch ist das dann nicht mehr. Macht aber nix, tut einfach nur gut. Kochen, tanzen, trinken, lieben, rauchen und vor allem versuche nicht nachzudenken, nicht vor nicht zurück. In diesen Auszeiten vom wirklichen Leben, Tage und Nächte voller Verbote und heftigen Streitereien um das richtige Maß, in diesen Leerzeiten lebe ich unbeschwert.

Impressionen

Iltis-Resümee

Kurzes Iltis-Resümee: ein sehr guter Freund, nennen wir ihn Sternenprinz, meinte, dass es sich beim Pokémon Pikachu um einen Glücksbringer handelt und wir künftig also Glück genießen dürfen. Diesem folge ich nur allzu gern. Und das sollten wir alle tun.

Impressionen

Lieblingshocker am Fenster

Mit dem untergehenden Licht der Sonne endet wieder ein Tag. Ich sitze auf meinem Lieblingshocker am Fenster und sehen den Streifen zu, die die Dunkelheit auf die Häuser spiegelt. Ein paar letzte Autos kriechen noch um das Hasselbach-Rund. Ich denke an meine Enkeltochter, die allabendlich ihre Gute-Nacht-Geschichte einfordert. Das hat schon ihr Papa getan und manchmal prostiert, wenn die Handlung einen unerwarteten Verlauf nahm oder meine Fortsetzung nicht zur Folge des Vortages passte. Die Enkeltochter gleitet sanft in das Land der Träume, während sich in mir eine seltsame Unruhe ausbreitet. Morgen erhalte ich die erste Impfung gegen das Virus, das unser Leben auf den Kopf stellt.

Hoffentlich kommen genug Elfen, um mich in den Schlaf zu holen.

Erinnerungen

Mit mir Gassi gehen

23.00 Uhr auf dem Werder. Wieder ist so ein unglaubliches Mondscheinen und Stille ringsumher.

Ich bin noch mal um’s Haus, mit mir Gassi gehen.

Gleich am Zolleck zerrede ich mit der Wirtin die Zeit, ein Piccolöchen macht es leichter. Vorm Theater wartet schon eine junge Frau und ihr Freund. Wenngleich es so aussieht aber nein, es ist kein Paar miteinander obwohl sie immer zusammen in die Angel gehen, schon zur Pension Kirschblüte. Auch 2003 haben sie schon gemeinsam Scherben an die Hochzeitswand geklebt. Dabei sehen sie noch so jung aus. Dreißig, vielleicht. An fast jeden Kanon können sie sich erinnern. Wenn’s wieder losgeht kommen sie wieder. Nicht mit ihren jeweiligen Partnern, das ist nicht dasselbe. Nur sie beide, als Freunde eben. Aber lang darf das nicht mehr dauern, sie brauchen das Theater für ihre Freundschaft sagen sie und winken noch.