…jetzt ist die Stunde, in der ich dem Gesang der Vögel am besten lauschen kann. Menschen schlafen noch und darum Stille ringsum. Im Osten färbt sich der Himmel rot. Nur ab und an zerschneidet ein Autogrolllen den Wechselgesang. Eine Krähe kommentiert das sogleich mit ihrem düsterem Krakra.
Heute dürfte ich mich, wenn ich könnte und wollte um diese Zeit mit Menschen treffen. Ich finde das zu verbieten war sowieso eine alberne Idee. Werden wir jemals Klarheit darüber haben ob das zur Besserung unser aller Lebenssituation beigetragen hat?
Nacht.Gedanken
Ein Tag der Befreiung
8. Mai und die Ausgangssperre fällt! Trotzdem ist um 1.00 Uhr, als wir aus Leipzig kamen, niemand auf der Straße. Wie lange dauert es, bis Unbeschwertheit wieder vor Angst das Leben bestimmt?
Neubeginn
Stillstand
Lockdown
Ruhe
Pause
Sendepause
Sein hoffnungshohles Gelb
Was bleibt, ist zuzuschauen,
wie der Raps vor meinem Fenster
in der Nacht verschwindet
und sein hoffnungshohles Gelb mich nicht mehr blendet.
Begleitet von Onlinelivemittschnitten,
die mich inmitten
meines Seins allein lassen.
Wie mein Schatten
mit Tränen in den Augen,
frierend,
egal, wie hoch die Flamme schlägt.
Meine kleine Depression und ich
Ich sitze im Wartebereich des Impfzentrums, die zweite Charge frisch im Arm. Vorgestern wurde bekannt gegeben, dass zweifach geimpfte Personen bald Privilegien erhalten werden, wie zum Beispiel einkaufen gehen oder nachts draußen sein. Hui.
Aus den Nachrichten weiß ich: die Inszidenzen gehen runter, so schnell kann man nicht mal „Herdenimmunität“ sagen.
Mit Rad nach Stadt
„Der Mai ist gekommen die Bäume schlagen aus,
da bleibe wer Lust hat mit Sorgen zu Haus…“
So beginnt ein Wanderlied aus der Romantik.
Zu dieser Zeit wurde wohl mehr gelaufen als heute. Es gab nur wenig fahrbaren Untersatz und Mensch musste, um von A nach B zu kommen, wohl oder übel per pedes sein.
Verzichtenmüssen
Liebe Ines, wir entdeckten Ihren Text und sind von der Idee angetan. Haben vorhin in Ihrem Kasten am Theater nachgeschaut und zwei Zettelchen mitgenommen, danke. Sind nur kurz in Magdeburg, ansonsten vorwiegend in unserer grünen Oase in S. – ohne Internet!! Deshalb dieses Gedankenbündel bzw. diese Eintagsfliege.
Der Abend an dem ich nur 60 Minuten Zeit hatte eine M&M-Tüte zu essen
Ein Scheißtag. Richtig Scheiße. Mit viel Tränen und Sorgen. Vorrangig wegen Corona. Dem Ding, dass mehr Fragen als Antwort bringt. Ein Tag, an dem mir die Sorgen um meinen Nachwuchs, bei dem ich eh schon beim auf die Welt bringen mehr Kraft brauchte, als vorher gedacht, über den Kopf wachsen. Der Tag, wo das Kleinekind kotzte (wie die drei Tage vorher auch) und danach zu dem Großenkind rief: Fang mich doch. (Ja, auch an Scheißtagen gibt es süße Momente.)
Sonnen zu mir ins Bett
Letzte Nacht fielen mir im Traum Zähne aus und flogen durch die Luft. Später wanderten Schatten an meinen Zimmerwänden. Davon beunruhigt, habe ich mir auf NDR Radio die Novelle von Goethe, gelesen von Gert Westphal, angehört und habe mich köstlich an den Worten und Wendungen erfreut. Plötzlich legten sich Sonnen zu mir ins Bett und die nächtliche Unruhe war aufgelößt von Amüsement und Erschöpfung.
Stüüürmüsch
Stüüürmüsch!
Hatten einen runden Tag mit einer Rundreise. Der Liebste und ich im Auto. Der Himmel hing tief über dem weiten Land. Brandenburgischer Sand wehte mit den Böhen von der ungeschützten Ackerkrume hinweg. Schade. Gelbbraun diesige Horizonte. Das aber erst auf Rückfahrt. Ansonsten sanfte Hügel und Blaubeerwälder wunderbar. Ein paar richtige Störche stelzten durch wässrige Wiesen. Kraniche, vom Wind gestrubbelt, standen auf Feldern. Einmal lief uns ein großer Rehbock mit flaumfellbesetztem Gehörn fast vors Auto. Adrenalihihin zingerte durch unsere Körper.