Ich habe schon immer gern geschrieben, kaum hatte ich die ersten Buchstaben gelernt, reihte ich sie zu Geschichten zusammen. Ich erfand mir Haustiere, Freunde, besondere Momente. Ich hatte eine gute Kindheit. Einfach weil mir immer Papier und Stifte zur Verfügung standen. Die Worte, mehr brauchte ich nicht, stimmen nicht. Aber Papier und Stift waren schon immer meine Flucht in den Märchenwald, mein Anker, meine Heilung. Spätestens als Teenager habe ich am liebsten nachts geschrieben. Die erste Liebe gehört unter die Bettdecke, der erste Weltschmerz auch. Die Dunkelheit schützt, macht weich und picklige Gesichter tragen immer rosa Brillen.
Nacht.Gedanken
Die Einsamkeit des Langstreckenläufers
Ich habe unseren alten Klavierhocker, den ich im allerersten Lockdown restauriert habe, unter das Wohnzimmerfenster gestellt. Selbst im Sitzen wirkt der Platz noch gespenstisch. Die Straßenbahn, die heute gegen 23:00 Uhr durch den Kreis rumpelte, war vollkommen leer. Warum ist mir das im vergangenen Jahr nicht so sehr aufgefallen? Ich meine die Stadt ohne Menschen…
Ein zutraulicher Iltis
Aufgerüttelt von meinem Traum über die Begegnung mit einem zutraulichen Iltis, der aussah wie das Pokemon Pikachu, nur niedlich-plüschig und weiß mit schwarzen Äuglein, trieb es mich Sonntags 6 Uhr aus dem Bett. Mich fragend, was mich dieses Traum träumen ließ, wird wohl den Tag gedanklich Beschäftigung bringen.
Aber ob diese Nuss geknackt wird, bezweifle ich.
Heute feiere ich, so gut es eben geht, den 80. Geburtstag meiner Mutter, mit einem kleinen, und dennoch verboten, zu großen Teil der Familie (verraten Sie es bitte nicht weiter). Sie lebt allein, sollen wir sie da etwa nicht ein wenig in unsere Mitte nehmen dürfen?
Das Schöne ist schön
Das Schöne ist schön,
die Sehnsucht nach dem Schönsten, Überschönen oder vermeidlich Schönen versperrt uns jedoch die Sicht und führt uns in die Irre, eine große Verblendung, wir tapsen blind durch die Gegend, ohne es zu wissen.
Früher wurde es an manchem Abend in einer kleinen Villa auf dem Werder für einen Moment wieder hell und wir konnten es sehen, das Schöne. Ich hoffe auf noch viele wunderschöne helle Momente in naher Zukunft in Ihrem Hause.
Ich bin die Fliege
Heute Nachmittag, ich war im Garten,
die Sonne schien und machte den Tag
angehmer, als er anfangs zu werden schien,
sah ich eine Spinne,
die über einem Blatt hing,
Nachtgedanken
Ein Lied
Keine Panik, es ist nur Angst,
die dich mal wieder weckt, mitten in der Nacht.
Obwohl die Bude sauber ist, der Kühlschrank voll,
die Steuererklärung längst gemacht.
Und tapfer versuchtst du dich
in den Schlaf zu schwitzen,
und es klappt so gar nicht,
weil die wahren Fragen wie wirre Geister durch Gedanken blitzen.
Sommertrubel
Von unserer Wohnung im vierten Stock haben wir einen herrlichen Blick auf den Hasselbachplatz. Jeden Abend strahlt uns das rote „S“ an. Der Platz, ehemals Kneipen- und Flaniermittelpunkt, war immer wieder verschrien als laut, Brennpunkt der Stadt, wilder Treff aller Kulturen. Als wir 2015 hierherzogen, war dies auch unser erster Eindruck. Ich war Jerzy unendlich dankbar, dass er die vierte der zweiten Etage vorgezogen hatte. Manchmal war es vor unserer Haustür so voll, dass ich mich zum Eingang durch Menschenansammlungen drängeln musste und von hungrigen Blicken ausgezogen fühlte. Inzwischen bekommt uns das Leben hier, der Platz ist uns vertraut geworden, wir schätzen die nahen Wege überall hin, der Sommertrubel scheint weniger laut und „Tütchenverkäufer“ haben wir schon lange nicht mehr gesehen.
Wie schön es war und ist
Ich bin heute ruhig und ausgeglichen (kommt eher nicht so oft vor).
Und ich bin erfüllt von Dankbarkeit und schönen Erinnerungen und dem Bewusstsein, welches Glück ich habe.
Mein jüngstes „Kind“ von 3 Kindern wird in der kommenden Woche 18.
Erstenergie
Es ist 5 Minuten vor 22 Uhr, als ich das Auto wieder vor meinem Haus parke. In 10 Minuten greift die Ausgangssperre und ich, eine sehr erwachsene Frau, vor zwei Tagen gerade 54 Jahre jung geworden, muss zu Hause sein. An einem Abend, an dem man sich auch gut mit Freunden treffen könnte. Und überhaupt, es gibt keine Kinder zu versorgen, kein Hund, der Gassi muss und keinen Mann, der mault, wo ich denn noch hinwolle.
Bierflaschenträger verschütten die Zeit
Das Märzdämmern riecht schon nach trockenem Heu
Der Radfahrer versucht seinem Lichtkegel zu folgen
Auf der Parkbank liest ein Mann ein Buch, im Dunklen
Sonnenschirme werden aussortiert
Flusswasser leckt die Zehenspitzen der Elbtreppe
Bierflaschenträger verschütten die Zeit