Vor meinem Fenster steht der alte Dom auf. Noch ist er im grauen Morgengewand, schon zwitschern die Vögel und erstes Licht zeigt sich am östlichen Himmel. Mein Kopf ist träge noch, aber erste Gedanken fluten diesen Zustand. Viele Fragen zerkrabbeln mir den Verstand. Nochmal fest die Augen schließen und versuchen eine Weile noch zu ruhen, alles bitte bitte zurück in die Warteschleife.
Traumreisen
Unruhe vs. Stille
Mein Herzschlag ist der einzige Ton dieser langen Nacht, den ich vernehme.
Gut das es mir gelungen ist das festzustellen und aufzuschreiben. Das macht über das Grübeln „was war und wird“ begreifbar, das ich in ruhiger friedlicher Nacht lebe und ganz wahrscheinlich bald das Licht Tag und Geist erhellt und ich damit eine neue Chance habe, mein Leben zu gestalten. Wie einfach und wie schön. Wie schön das es dies Nachtbuch gibt. Ich stell mir noch das Nachtkonzert an.
Pfingstochsen
Draußen ist es immer noch kalt obwohl die Pfingstochsen schon auf der Weide stehen. Menschen sind, auch aus diesem Grund, noch in ihren Stuben andere hält nichts mehr. Das Land rüstet gen Wahlen die Plakate an die Säulen. Ich selber bin müde vom im Kreise reden. Dennoch steht der gute alte Mond am Himmel schaut wie gewohnt auf mich herab, so alt sind die unbeschwerten Zeiten. Auch wenn ich ihn jetzt beschwöre: Doch mal ernsthaft mit uns Menschlein zu Gericht zu gehen. Er wird seine Bahn nicht verlassen und sich dem Morgenlicht ergeben und uns machen lassen. Ich werde Theater kramen, andere werden Werkzeuge schmieden, ein Nächster das Blaue lügen, Buntes malen, Kinder kriegen, manches wegwerfen, Leid und Glück sich wechseln. Und so geht es in einem fort?
Eine Kerze anzünden tut gut
Der Geruch der gelben Rapsfelder vom Nachmittag legt sich zu mir ins Bett. Die Erinnerung an ihr sonniges gelb ist so schön, wie die Erinnerung an ihren Geruch, die Ruhe der Nacht zerwühlt. Eine Kerze anzünden tut gut.
Träume
Träume
umkreisen wie kleine Haie
unseren Schlaf
Meine Faust, sicher auf deiner kleinen Insel
Träumt vom warmen Handschlag
Krimskrams am Gartenzaun
…jetzt ist die Stunde, in der ich dem Gesang der Vögel am besten lauschen kann. Menschen schlafen noch und darum Stille ringsum. Im Osten färbt sich der Himmel rot. Nur ab und an zerschneidet ein Autogrolllen den Wechselgesang. Eine Krähe kommentiert das sogleich mit ihrem düsterem Krakra.
Heute dürfte ich mich, wenn ich könnte und wollte um diese Zeit mit Menschen treffen. Ich finde das zu verbieten war sowieso eine alberne Idee. Werden wir jemals Klarheit darüber haben ob das zur Besserung unser aller Lebenssituation beigetragen hat?
Sein hoffnungshohles Gelb
Was bleibt, ist zuzuschauen,
wie der Raps vor meinem Fenster
in der Nacht verschwindet
und sein hoffnungshohles Gelb mich nicht mehr blendet.
Begleitet von Onlinelivemittschnitten,
die mich inmitten
meines Seins allein lassen.
Wie mein Schatten
mit Tränen in den Augen,
frierend,
egal, wie hoch die Flamme schlägt.
Sonnen zu mir ins Bett
Letzte Nacht fielen mir im Traum Zähne aus und flogen durch die Luft. Später wanderten Schatten an meinen Zimmerwänden. Davon beunruhigt, habe ich mir auf NDR Radio die Novelle von Goethe, gelesen von Gert Westphal, angehört und habe mich köstlich an den Worten und Wendungen erfreut. Plötzlich legten sich Sonnen zu mir ins Bett und die nächtliche Unruhe war aufgelößt von Amüsement und Erschöpfung.
Die Nachtbuchschreiber
Ich bin der 1. Vorsitzende des Tagebuch-Hasservereins, eigentlich, offiziell.
Wer schreibt der bleibt, heißt es. So bleibt der Tagebuchschreiber immer im geschäftigen Tag gefangen, auch wenn er versucht, den Tag zu reflektieren um zur Ruhe zukommen, angeblich. Im Grunde spült er aber nur das dreckige Geschirr des Tages ab und deckt den inneren Tisch für den nächsten Tag.
Die Nacht aber, mit ihren Nischen, dunklen Ecken und Wunderkammern, entgeht seiner Beschreibung, weil für ihn die Nacht nur ein Zwischenspiel ist, eingeklemmt zwischen zwei Tagen, ihr mal mehr, mal weniger Raum zugestanden wird.
Nachtgedanken
Ein Lied
Keine Panik, es ist nur Angst,
die dich mal wieder weckt, mitten in der Nacht.
Obwohl die Bude sauber ist, der Kühlschrank voll,
die Steuererklärung längst gemacht.
Und tapfer versuchtst du dich
in den Schlaf zu schwitzen,
und es klappt so gar nicht,
weil die wahren Fragen wie wirre Geister durch Gedanken blitzen.