Nach wilden Träumen und zwölf Stunden schlafe wache ich um 9 Uhr morgens auf dem Sofa auf. Mit den Klamotten vom Vortag, eingewickelt in eine viel zu kurze Decke, sogar die Mütze habe ich noch auf. Der Abschied von meinem Kind hat mich umgehauen, ich fühle mich wie nach einer durchzechten Nacht. Aber die halb gefüllte Wasserflasche, die unters Sofa gerollt ist, besagt was anderes.
Schon lange habe ich nicht mehr so intensiv geträumt, auf dem Sofa liegend lege die die Traumfetzen wie bei einem Puzzle zusammen:
„Der Vater meines Kindes sitzt zusammen mit seiner Ehefrau in der ersten Etage unseres Hauses und sie produzieren wie am Laufband Babys. Zum Glücke vernehme ich nichts vom Zeugungsakt. Über eine Rampe muss ich die Säuglinge auffangen, wickeln und mit der Flasche füttern. Die Babys, die immer mehr werden, schreien ohne Unterlass. Als ich sie endlich beruhigt habe, kommt die Frau von meinem Ex in meine Wohnung und herrscht mich an, weil ich ihre Kinder berührt habe und sie somit nicht mehr von ihr genährt werden können…“
Schon merkwürdig was man für längst bewältigt geglaubte Probleme in den Träumen verarbeitet…
Nur ein kurzer Blick in unsere „Heimatzeitung mit Herz“. Früher habe ich den Veranstaltungstimer studiert, heute schaue ich nur auf eine Zahl, die der Inzidenz und diese liegt bei kurz über 140, Tendenz steigend.
Am Nachmittag bin ich mit der neuen Stadtschreiberin verabredet, ich will mit ihr über den Fürstenwall spazieren.
Auf dem kurzen Weg zwischen Kloster und Dom treffen wir ständig Bekannte, Gäste, Freundinnen. Wie bei einem Flashmob bewegen wir uns von Mensch zu Mensch und holen uns freundliche Worte, zustimmende Blicke und ernstgemeinte Interessenbekundungen ab. Es ist wie eine Theaterinszenierung ohne Publikum.
Am Abend trinke ich noch mit I. Wein. Wir setzen uns an das geöffnete Fenster und lassen uns Abendsonne ins Gesicht scheinen. Der Moment hat so etwas beglückend normales.
Nach 21 Uhr werde ich unruhig und stelle mir den Wecker im Handy, um nicht die letzte Bahn vor Beginn der Sperrstunden zu verpassen. Die Bahn ist für einen Samstag in C. Zeiten ungewöhnlich voll.
Kurz nach 22 Uhr erreiche ich meine Wohnung, nicht einmal der Dom hat mit Glöckengeläut den Beginn der Sperrstunde eingeläutet.
Ab morgen trage ich abends Turnschuhe, um bei Verspätung bis 0 Uhr als Sportlerin durchgehe.