Meine Mutter, Jahrgang 1930, schwärmte noch für Maskenbälle. Es gab geheimnisvolle Begegnungen bis die Masken um Mitternacht fielen. Ihr erster Ehemann habe sie einmal bis zum Schluss nicht erkannt, erzählte sie mir nicht ohne Stolz.
Die Masken, die wir heute tragen, sind wenig verführerisch:
1. Sie tarnen uns. Auf einer Demo wird das Vermummungsverbot ad absurdum geführt.
2. Die Bäckersfrau versteht mit keinem Wort die Anzahl der Brötchen, die ich kaufen möchte.
3. Ich fühle mich mit Maske seltsam schwerhörig, dumpf, wie in Watte gepackt.
Die Augen helfen mitunter, mit den Menschen tiefgründiger zu kommunizieren, wenn wir es denn wollen. Daraus kann sich Großartiges ergeben.
Neulich saß ich im gut gelüfteten Wartezimmer einer Arztpraxis (Fenster auf Kipp geben mir jetzt Sicherheit). Ein Mann, Typ älterer Gojko Mitic, wurde aufgerufen und seine Augen schauten mich plötzlich unvermittelt fragend an. Da ich selbst in Erwartungshaltung war, hatte ich die Ohren spitzend den Namen verstanden. Ich wiederholte ihn in die Maske lächelnd mit der Frage: „Sind Sie das?“ Ich sah in den Augen des Mannes den Funken Humor, Belustigung über die Situation, Herzenswärme und Dankbarkeit.